Vor kurzem durfte ich einen Workshop rund um das Thema Mitarbeitergespräche moderieren – ein spannendes Feld, das in vielen Unternehmen oft zwiegespalten betrachtet wird.
Für manche Führungskräfte sind diese Gespräche ein lästiges Pflichtprogramm. Für andere sind sie ein echtes Führungsinstrument.
Und genau das sind sie dann – wenn Du sie bewusst gestaltest.
In diesem Beitrag zeige ich Dir, worauf es dabei wirklich ankommt – von der Haltung über den Anlass bis zur Vorbereitung mit einer praktischen Checkliste.
Warum Mitarbeitergespräche so wichtig sind
Ein gut geführtes Mitarbeitergespräch ist kein Kontrolltermin, sondern ein echter Motor für Motivation, Bindung und Entwicklung.
Es schafft Raum für ehrliches Feedback, gemeinsame Reflexion und klare nächste Schritte.
Das funktioniert aber nur, wenn solche Gespräche nicht nur einmal im Jahr stattfinden.
Ein Jahresgespräch ist sinnvoll – aber echte Wirkung entsteht erst, wenn Feedback und Austausch regelmäßig und unkompliziert ihren Platz im Alltag finden: beim Kaffee, im Quartalstermin oder nach einem erfolgreichen Projekt.
Haltung vor Methode
Bevor es um Strukturen oder Leitfäden geht, steht die innere Haltung im Mittelpunkt.
Denn ein Mitarbeitergespräch ist kein Monolog – sondern ein Dialog auf Augenhöhe.
Wichtige Fragen an Dich als Führungskraft:
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Begegne ich meinem Teammitglied mit Wertschätzung und echtem Interesse?
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Bin ich bereit zuzuhören – auch wenn ich nicht in allem übereinstimme?
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Geht es mir um Kontrolle oder um Entwicklung?
Diese Haltung entscheidet stärker über den Erfolg des Gesprächs als jedes Formular.
Zu welchem Anlass führst Du ein Mitarbeitergespräch?
Grundsätzlich unterscheidet man zwischen dem anlassbezogenen Mitarbeitergespräch und dem institutionalisierten Gespräch. Anlassbezogene Gespräche werden von Dir oder Deinem Teammitglied initiiert.
Im Gegensatz dazu findet das institutionalisierte Gespräch regelmäßig und ohne speziellen Anlass statt. Es dient der allgemeinen Betrachtung der Leistungen Deiner Mitarbeitenden, ist standardisiert und wird anhand eines Leitfadens geführt. Du bewertest die Leistung Deines Teammitglieds über einen längeren Zeitraum hinweg und erarbeitest Möglichkeiten, damit er oder sie sich weiterentwickeln kann.
Anlassbezogene Gespräche
Sie entstehen aus einer konkreten Situation heraus – etwa bei:
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herausragenden oder nachlassenden Leistungen
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Konflikten oder Veränderungen im Team
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Nichteinhaltung von Vorgaben
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längerer Krankheit oder Rückkehr nach Auszeit
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besonderen Erfolgen oder neuen Aufgaben
Regelmäßige, institutionalisierte Gespräche
Diese finden unabhängig von einem konkreten Anlass statt – zum Beispiel:
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Mitarbeiterjahresgespräche
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Zielvereinbarungs- oder Entwicklungsgespräche
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Förder- oder Beurteilungsgespräche
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Probezeit- oder Rückkehrgespräche
Tipp: Überlege Dir vorab, welches Ziel Du mit dem Gespräch verfolgst – davon hängt ab, welche Themen Du ansprichst und wie Du das Gespräch strukturierst.
Was wird konkret besprochen?
Wie ist der Status quo? Welche Perspektiven ergeben sich für die nächsten Monate?
Im Gespräch mit Deinem Teammitglied geht es darum, sich über Erwartungen, Pläne und (nicht zwingend monetäre) Ziele auszutauschen – und gemeinsam zu klären, wie sich die nächsten Monate gestalten sollen
So förderst Du sowohl die persönliche als auch die fachliche Entwicklung Deiner Mitarbeitenden, stärkst die Motivation und die Bindung ans Unternehmen.
Vorbereitung ist die halbe Wirkung
Ein gutes Gespräch beginnt lange vor dem Termin.
Wer sich Zeit für die Vorbereitung nimmt, sorgt für Klarheit und einen respektvollen Rahmen.
Dabei hilft meine Checkliste zur Vorbereitung auf ein Mitarbeitergespräch, die Du direkt nutzen kannst.
Deine Checkliste zur Vorbereitung auf ein Mitarbeitergespräch
Rahmen klären
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Zeit & Ort: Ist ein ungestörter, wertschätzender Rahmen gewährleistet?
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Lade das Teammitglied frühzeitig ein und informiere über die Besprechungspunkte.
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Plane ausreichend Zeit ein.
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Anlass des Gesprächs: Was ist der konkrete Grund? (z. B. Feedback, Entwicklung, Konflikt, Zielvereinbarung)
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Ziel des Gesprächs: Was möchte ich erreichen? Was soll der/die Mitarbeitende mitnehmen?
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Was soll sich nach dem Gespräch ändern?
Inhalte vorbereiten
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Fakten sammeln: Welche Beobachtungen, Ergebnisse oder Situationen sind relevant?
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Beispiele parat haben: Konkrete Situationen statt Verallgemeinerungen nennen.
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Eigene Botschaften klären: Was ist mir besonders wichtig zu sagen?
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Offene Fragen überlegen: Wie kann ich die Sicht des Mitarbeitenden aktiv einbeziehen?
Die eigene Haltung reflektieren
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Wertschätzung: Welche Stärken und positiven Beiträge des Mitarbeitenden möchte ich betonen?
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Neutralität: Bin ich frei von Vorurteilen und vorschnellen Urteilen?
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Klarheit: Bin ich bereit, meine Erwartungen deutlich zu formulieren?
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Offenheit: Bin ich bereit, zuzuhören und ggf. meine Sicht zu erweitern?
Struktur planen
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Einstieg: Positiver, klarer Beginn.
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Hauptteil: Anlass und Inhalte sachlich und wertschätzend ansprechen.
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Mitarbeitende einbeziehen: Aktiv zuhören, Rückmeldungen aufnehmen.
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Überlege: Wie gehst Du damit um, wenn Du und Dein Teammitglied keine Einigung erzielt?
Abschluss
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Vereinbarungen: Nächste Schritte, ggf. Ziele festhalten.
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Folgetermin: Wann sprecht ihr wieder darüber?
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Nach dem Gespräch: Reflektiere den Gesprächsverlauf. Gibt es Punkte, die Du beim nächsten Mal besser machen könntest?
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Unterstütze Dein Teammitglied bei der Umsetzung der vereinbarten Schritte oder Ziele.
Typische Stolperfallen – und wie Du sie vermeidest
Einige Dinge sehe ich in der Praxis immer wieder:
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Das Gespräch wird zu stark auf Kritik reduziert.
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Es fehlt an Struktur oder an Zeit.
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Vereinbarungen werden nicht nachverfolgt.
Mein Tipp: Lieber weniger Themen, aber dafür mit echter Tiefe.
Und: Eine gute Nachbereitung ist genauso wichtig wie das Gespräch selbst.
Gute Gespräche leben nicht von Perfektion, sondern von echter Haltung und der Bereitschaft, dran zu bleiben.
Fazit
Ein Mitarbeitergespräch ist kein Termin, den man „hinter sich bringt“.
Es ist eine Chance, Vertrauen zu stärken, Entwicklung zu fördern und als Führungskraft sichtbar zu werden – nicht als Kontrolleur:in, sondern als Partner:in.
Wenn Du Lust hast, das Thema bewusster anzugehen:
➡️ Nutze die Checkliste für Dein nächstes Gespräch – und schau, was sich verändert, wenn Du mit Struktur, Herz und Neugier in den Dialog gehst.

Hast Du Lust, Deine Mitarbeitergespräche künftig noch gezielter und entspannter zu führen?
Ich unterstütze Dich gern dabei – mit Impulsen, Praxisbegleitung oder einem individuellen Coaching.
Schreib mir einfach über das Formular, und wir schauen gemeinsam, was für Dich gerade passt.